20 Jahre !!!

20 Jahre !!!

Montag, 20. Mai 2024

Nach uns die Sintflut

Montag war immer noch Pfingsten. Wir studierten die Wetterkarten und waren uns einig, im Norden trocken blieb man trocken. Wir fuhren los. Bereits in Bergedorf war klar, das mit Schwerin wäre Selbstmord. Am Himmel und auf dem Radar bildeten sich Schauerzellen, wirklich sicher war nur der wahre Norden. Es gab eine gute, eigentlich die beste Route nach Lübeck, über Koberg, Nusse, Berkentin und Krummesse. Mangels übergeordneter Pläne saßen wir kurze Zeit später in Lübecks Innenstadt und tranken Cappuccino in der Sonne. In Süden quollen die Ambosse, wir zogen weiter über die verdeckte, winzige  Hinterlandstrecke bei Großtimmendorf bis nach Scharbeutz, wo wir das Meer sahen. Es schäumte nicht schlecht, und überall waren Touristen mit E-Bikes. Es kam so, dass in der Folge einige Strecken meiner Tour vom Samstag wieder dabei waren, diesmal umgekehrt, z.B. der Buschtunnel von Pansdorf nach Ahrensbök. Die Gewitterzellen kamen zügig nach, Orte in denen wir in der Sonne gesessen hatten hatte die Sintflut bereits von der Landkarte gestrichen. Uns blieb einzig die Flucht nach Plön. Dort, am Bikertreff, ahnte niemand etwas davon. Wir saßen konzentriert am Bildschirm und berechneten einen Kurs, der uns um 18:05 Uhr bei Norderstedt durch einen Zellenkorridor in Sicherheit bringen müsste. Theoretisch. Die gleichförmige Kolonnenfahrt auf der B432 nahmen wir dafür duldsam in Kauf. Ungläubig realisierten wir, dass der Plan funktionierte. Vor unseren Reifen trocknete die Fahrbahn von den letzten Schauern, die anrückende Front blieb in weiter ferne. um 18.05 passierten wir Norderstedt rollten routiniert in die Stadt ein und klopften uns auf die Schultern.



Samstag, 18. Mai 2024

Rot und Grün

Ich hatte den ganzen Samstag für mich mit der Z und war ganz aufgeregt. Im Norden war man sicher vor den Schauern. Ich bastelte eine Route auf Nebenstrecken um den Westensee herum, das sah gut aus. Kreuz und quer ging es durchs Land. Alles wucherte in monotonem Grün Ton in Ton, oben Blau, dazwischen leuchtete ein roter Pfeil, das war die Z. Sie lief über Stunden unterbrechungsfrei dahin, abwechselnd auf Waldwegen, freien Landstraßen und Verbindungen auf Bundesstraßen, wo ich zunehmend Spaß am Überholen hatte. Ich fuhr und fuhr hielt nur an weil der Tank leer wurde. Bei einem Kaffee in Gnutz war noch zu viel vom Tag übrig Ich wollte fahren. Weiter fahren, fließen. Und das Meer sehen. Etwas Publikum für die Z wäre auch nicht schlecht. Es gab eine verwegene Route Diagonal über Ahrenbök, dann auf der uralten, unverschämt Kurvigen durch die Knicks nach Pansdorf, von dort weiter nach Timmendorf. Brodten, Travemünde, Straßen aus der Mofazeit. Auf das Meer verzichtete ich, denn es brachte arschkalten Ostwind. Ich fuhr weiter über Warnsdorf, Ratekau, Schwartau. Leider war ich inzwischen so durchgefroren, dass ich nur noch auf die B75 wollte, hin zu einer warmen Wanne. Alles fühlte sich hakelig, zäh und schlecht gelaunt an. Die Z konnte nix dafür, das musste ich ihr am nächsten Morgen nochmal sagen.





Freitag, 17. Mai 2024

Kurzer Freitag

Am frühen Nachmittag klappte ich das Notebook zu, brachte die Bolt ein letztes mal zum TÜV und stieg auf die Z um. Erst fuhr ich leichtfüßig durch die Stadt, aber am Ortsausgang im Osten waren sie alle da, meine vierrädrigen Freunde. Sie standen in ihren Pendlerkisten und rührten sich nicht, mehrspurig und dumpf. Ich wollte in die Gegend bei Lauenburg, aber die Idee war scheiße. Autos Autos Autos bis zum Getno. An der Tanke: Autos Autos Autos. Dann, ein Stück freie BAB bei Gegenwind, eine Erlösung bei 120 Km/h. In Geesthacht wieder: Autostau. Ich traf Niels mit seiner funkelnagelneuen Scrambler 1200 XE. am Hafen von Lauenburg. Huldigend trug ich mein Triumph T-Shirt. Ein langes Alkoholfreies lang gab es nur Bikes, und Sonne und Pläne. Alles war gut. Ich baute mir eine südliche Rückfahrt über Radbruch zusammen. In Autokolonne gurkte ich durch 30er Zonen. Das Beeline fand das 'fun'. Ich so: Du mich auch.



Sonntag, 12. Mai 2024

Konzept Himmel Fahrt

Mit 250 Km/h rasten wir nach Süden. Es war Mittwochabend, und als wir in Göttingen ankamen, war es noch hell und es war Sommer. Vom Bahnhof zur Garage waren es nur ein paar Meter. Wir packten die Bikes und die Sachen aus und fuhren zur Esso Tanke. Die einzige, die um 22 Uhr aufhat. Wir kauften Benzin, Milch, Eier und eine Flasche Notwein. Dann kam etwas Neues: Nachtfahrt auf der B27 unter Sternen. Die Strecke war leer und unkompliziert. Wir trieben immer tiefer in die Kälte des Weltalls. Durchgefroren und im Dunkeln tastend kamen wir in Hörden an. Am nächsten Morgen war Himmelfahrt. Oh, wir sind ja schon da! Müssen uns nicht beeilen. Auf dem Sofa ließ ich vom Tomtom eine 'kurvige' Rundfahrt ins Thüringische berechnen. Ich musste sie nicht nicht nacharbeiten, praktisch jede Strecke im Umfeld ist genial. Obwohl nie weiter als 50 Kilometer entfernt, waren wir den ganzen Tag unterwegs auf Straßen jeglicher Art. Die Besten waren wieder einmal die ganz kleinen durch Wald und Flur, wo niemand fährt, weil man nie weiß wo man rauskommt. Die Blicke schweiften über weites, hügeliges Land, wir entdeckten eine Burg am Ende eines Schotterweges sowie ein Meer von Bärlauchblumen in einem flirrenden Wald. Die ernteten wir großzügig ab und packten sie ins Schreckliche Topcase. Die Sommerhitze blieb bis zum Schluss. Wir tranken das erste Bier in alkoholfreiem Leder.

Frühstücksrührei in der Sonne, mit Bärlauch. Und Zeit für eine zwanglose Routenplanung. Irgendwie kam Bernburg ins Gespräch. Warum nicht eine Außenübernachtung einplanen, bei so viel Zeit? Als Nebeneffekt würde man die Saale-Unstrut Region sehen können und warm duschen. Es wurde eine lange, genießerische Tour quer durch den heißen Harz nach Osten. In dieser Richtung ist er riesig und läuft sanft aus, in eine völlig unbekannte Gegend. Wir reisten durch wechselnde Kulturen, erreichten schließlich den großen unbekannten Fluss. Bernburg war eine überraschend angenehme und interessante Stadt. Es gibt ein Schloss aus warmen Stein wie in Italien, nur dass man ganz alleine dort ist. Aber: es gab Aperol und Küche bis nach Neun.

Noch ein Tag, wieder quälend viele Optionen. Beschluss: Zurück nach Hörden. Eine aufwändige Programmierung führte uns zunächst am am Fluss entlang nach Süden. Das Saaletaltal ist genauso schön wir bei Google Maps, und wir glitten immer ohne jeglichen Verkehr durch die Landschaft. Über Weinberge und vergessene Holperstraßen kamen wir ins überdimensionale Tal der winzigen Unstrut. In der Nachmittagshitze tauchte eine Kaiserpfalz auf. Drinnen war es kühl und schattig, und etwas interessant. Das abschließende Stück ging direkt in die rot glühende Sonne rein. Bekannte Orte tauchten auf wie eine zweite Heimat. Besonders der Rewe in Herzberg, extra prollig am Samstagabend. Wir kauften Salat. Bärlauch hatten wir noch.

Sonntag: Diskutieren, abwägen, aber eigentlich war längst klar. Wir überführen erstmal die Bikes nach Hamburg. Die Fahrt startete einsam in den kristallklaren Morgen. Kulturell blieben wir beim Flussthema: Das Leinetal hatte von Zug aus gut ausgesehen, und auf der Karte auch. Es ist breit und der Fluss schmal. Die Straßen sahen auf der Karte romantischer aus als sie sind. Nach Norden hin kam zunehmend Verkehr und Besiedelung. Nichts Schlimmes, aber wir waren sehr entwöhnt. Hannover kam in Sicht, wir flossen mit dem Strom auf Schnellstraßen hindurch. Das ging schnell, aber die Vierspurige bis Celle war für Anja kaum zu ertragen. Wir mussten unser Mindset umstellen auf Heidecruisen. Es gab wieder schöne, leere Straßen, aber die gingen geradeaus und waren flach. Trotzdem, beim Eiskaffee in Bispingen war klar: Es ist gut, wenn man diese Rückfahrt einsparen kann. Jetzt hieß es, besser spät in Hamburg ankommen, als früh im Stau. Und am besten weitab vom Schuss. Wir kamen am Elbdeich bei Fliegenberg an wie am Ende eines Kontinents. Danach war der Anflug auf Hamburg dann easy. Abparken, Bier auf, 1000 Kilometer im Kopf, und ein Konzept das funktioniert.



Samstag, 4. Mai 2024

Stresstest

Ich nahm die Z allein mit in die Heide. Einerseits, um die Kilometer für die Erstinspektion zu füllen, andererseits weil ich fahren wollte und sonst gar nichts. Ich fuhr die Rosengartenstraße, auf der B3 bis Welle, wo ich tankte und einen Pappbecher Cappuccino trank. Die Sonne schien auf den Lack und das war gut. Handeloh, Undeloh, die typische Runde. Ich war überrascht, dass auch die Geraden schön gleitend zu fahren waren mit der Kawa. Das war unbewusst der wichtigste Stresstest und das Ergebnis war überragend. Der Sweetspot pendelte sich bei 90 Km/h ein, die Alleen und Wälder rauschen vorbei wie der Wind, leicht und schwebend und schön. So ignorierte ich im weitern Verlauf die Pfeile des Beeline, ließ mich über die nach Süden immer einsamer werdenden Militärstraßen nach Munster treiben und kam über sensationelle Strecke von Wriedel nach Amelinghausen wieder in zivilisiertes Gebiet. Inzwischen war es bedeckt, aber das machte nichts. Zurück in der Stadt fuhr ich mit großer Gelassenheit im Strom mit. Die hatten es alle furchtbar eilig, aber ich sah besser aus.





Mittwoch, 1. Mai 2024

Stream

Blau machen, nach Hörden fahren, beide Hondas unterwegs mit großen Plänen im Gepäck. Ich genoss die gleitende Fahrt auf der B3, die Maschine segelte schwerelos dahin, in meinem neuen Helm war es angenehm ruhig. Bis Anja sich per Funk meldete. Die endlose Gerade ging ihre gegen den Strich. Beim Versuch, den weiteren Verlauf kurvig zu machen, verirrten wir uns Tomtom sich erst im Speckgürtel von Hannover, später lernten wir aus versehen das Kloster von Derneburg kennen. Alles interessant. Wir hatten Zeit und vor uns lagen große Taten.

Dienstag Morgen in Deutschland. Überall Probleme, nur hier nicht, auf der verkehrsfreien Bergstraße durchs Siebertal. Ich kurvte allein den Pass hoch, genoss die einsame Weitsicht über die kahlen Kuppen des Oberharzes auf der Rennstrecke von Andreasberg nach Zellerfeld. Das war die Vorspeise. Als ich zum Edelhof zurückkehrte, waren die Probleme schon eins weniger. Anja sattelte ihre Rebel und der Hauptgang kam. Ich recycelte eine gespeicherte Route, die erst durchs Eichsfeld bis Heiligenstadt, dann querfeldein über das Grenzgebirge Richtung Meißner führte. Das Tomtom war im 'Kurvige Route' Modus, und es nahm den Auftrag ernst. Kringelige Waldstraßen am Hang, Abzweige ohne Schild, und immer wenn man glaubte sich orientieren zu können ging es gleich wieder um die Ecke in die sommerheiße, grüngelbe Wildnis. In Witzenhausen gab es einen erlösenden Eiskaffee, dann folgte wieder stundenlanges, intensives Fahren, in großem westlichen Bogen um Göttingen herum, ungestört und berauschend. Wir fuhren nicht mehr eine bewusste Strecke, sondern verschlungen die Straße und die Landschaft wie den Krabbensalat am Buffet. Am Ende waren wir verschwitzt, satt und müde. Das erste Bier zischten wir in Leder.

Der Erste Mai hätte normalerweise mit der Planung der langen Heimreise begonnen. Stattdessen befahl ich: 'Spannende Route' planen, kreuz und quer durch den Harz bitte. Es ging vier Stunden auf Nebenstraßen durch die Berge, die wir nicht wiedererkannten. Ab und zu kreuzten wir die bekannten Wege, auf denen ein schier endloser Strom von Bikern unterwegs war. Dann ging es wieder allein ins Abseits, auf z.T. endurowürdigem Asphalt, auf den die Sonne hemmungslos brannte. Das letzte Stück zogen wir gerade, um mit Puffer den Edelhof anzufahren und die letzte Etappe vorzubereiten. Schnörkellos ging es auf der B27 nach Göttingen. Dort steht uns neuerdings eine Garage zur Verfügung, in der wir die Bikes verstauten. Wir bestellten noch ein Alkoholfreies und setzten uns in den Metronom, der mit 160 Sachen durchs Leinetal in den Sonnenuntergang rauschte.

Sonntag, 28. April 2024

Kaffee und Milch

Verabredung in Blankensee mit Anja, Horst, Sabine und der Z. Strahlende Kristallsonne von Anfang an, auf dem leuchtenden Lack der Z. Wir mussten über Norderstedt aus der Stadt raus, deren letzte Straßen für den Marathon gesperrt waren. Es ging quer rüber über Bargteheide Richtung Mölln, für mich ein unbeschwertes Eingrooven mit der Neuen. Unterwegs kam über Telefon die Warnung rein, das Oldtimertreffen in Blankenese telefonische Warnung sei zu meiden wegen Überfüllung. Stattdessen saßen wir im Gartencafé in Anker beim Kaffee. Viele Bikes parkten da, aber keine war so schön wie die Z, da waren sich alle einig. Die Strecke südlich über Panten, Lankau, Hammer nach Alt Mölln ist unbekannt und echt der Hammer. Bei Wetter wie an einem Sommerabend, milchig und mild, schwangen wir über die maigrünen Hügel. Im Navi stand noch ein Umweg durch die Nordheide, diese ließen wir weg und gondelten mit 60 Sachen auf der Deichstrecke nach Hause. Ich parkte die Z, wir bewunderten sie nochmal, den Rest des Abends verbrachten wir am Grill mit großen Plänen.