Funktionsunterwäsche, Fleecepulli, den Rukkaanzug mit Winterfutter, Sturmhaube mit Halskrause, Integralhelm. Hermetisch brummten wir mit den Vanvans durch einen schmutzig-grauen Novembertag, der schon am Nachmittag in trüber Dämmerung versank. Es war die B75, wie tausendmal zuvor. Doch seit ich weiß, dass sie einst, zu anderen Zeiten, das offizielle Nordstück der B3 war, fahre ich auf Ihr mit neu entdeckter Erfurcht. Ab Reinfeld kämpften wir uns durch Wälder und über farblose Höhen im Regen. Es war gut, auf dem Anwesen in Strukdorf anzukommen. Dort gab es erstklassige Tapas, Rosado und unterhaltsame Agrarthemen am Kamin.
Am Sonntag glimmte im Süden die Sonne dünn und niedrig durch einen seltsamen gelben Schleier, der angeblich aus der Sahara nach Schleswig-Holstein kam. Mit den Vanvans fühlten wir uns auf den Wegen durch die Feldmark wohl, deshalb bogen wir ohne Karte, ohne Kompass immer dann in irgendeinem Dorf ab, wenn es halbwegs legal einigermaßen in unsere Richtung ging. Was wir sahen, war sensationell: Eine Parallelwelt, versteckt hinter den Abzweigen der üblichen Verbindungsstraßen. Plattenwege durch hohe Wälder im letzen Herbstlaub, das beeindruckende, wilde Tal der Trave, ein Kloster bei Nütschau, Dirtroads bei Tralau, vorbei an fluoreszierenden Feldern, über die im richtigen Moment tiefe Sonnenstrahlen schossen. Wir kamen bei Blumendorf auf die 75 und rauschten mit satten 80 Sachen nach Hause. Hamburg begann auf hässlichen, vierspurigen Einfallstraßen, auf denen wir in einem dichten Strom dummer Bürgerkäfige schwammen. Schließlich kamen wir in zivilisiertes Gebiet und holten das letzte Stück Marzipantorte der Stadt.